Zitat von jenzi im Beitrag #15Eine gute Idee für ein Forum , das sich mit der deutschen Sozialdemokratie beschäfftigt, mit ihren Erfolgen, aber auch mit ihren Fehlern. Folgende Fehler fallen mir sprontan ein 1.) Niederschlagen der sozialdemokratischen Revolution 1918/1919 durch die SPD " Wer hat uns verraten ? Sozialdemokraten ! 2.) Verweigerung der Koaliition mit der KPD gegen Hitler , die um jeden Preis hätte gemacht werden müssen. 3.) Godesberger Programm, sog. Hinwendung zur Volkspartei. Die SPD war immer eine Arbeiterpartei mit proletatischem Anspruch , sie war immer eine Volkspartei ., wie die Wahlkäpfe mit Brandt und Schmidt immer gezeigt haben. Der "Rote Jochen" in Schleswig Holstein hat mobilisiert.
Die SPD wäre gut beraten, sich auf diese klassenkämpferische Attitüde zu besinnen .
Die SPD hat die Herausforderungen des 21ten Jahrhunderts zu bestehen, ist ganz sicher nicht bereit (und wozu auch) im "Hick Hack" der ewig Gestrigen zu wühlen. Ums Volkstümlich zu sagen, ihre 3 Punkte sind nicht nur irrelevant für die Zukunftsfähigkeit dieser Partei, sie dienen eher den "Rechten" dazu, der "Sozialdemokratie" die Schuld an Hitler zuweisen zu wollen.
Frankreichs Sozialdemokratie erreichte nicht einmal 20% Sind da immer nur die Anderen oder die Wähler schuld oder könnte es auch an den Sozialdemokraten selber liegen?
Ich bin nur auf den Vorschlag eingegenen, "über die Sozialdemokratie in Deutschland zu reden" und dazu gehören nun auch einmal die Fehler dieser Partei. Mein Pt. 3 zusammen mit meinem letzten Satz zeigt die von Dir angestrebte Zukuftsorientiertheit auf.
Als die SPD vor mehr als 150 Jahren gegründet wurde, da waren "Freiheit und Demokratie" auf den Fahnen gestanden. Ein Mensch, eine Stimme, so sollte Demokratie sein und die politische Konkurrenz tat alles um das zu verhindern. Dass SPD und KPD nicht miteinander konnten, das war diesem Verständnis von Demokratie geschuldet. Nicht Revolution sondern Reformen waren Programm.
Immer wenn wieder ein Krieg das Land verwüstet hatte, dann besann man sich auf die SPD und das Ahlener Programm der CDU z.B. war doch genau das Vehikel der Konservativen, um im Sinne der Sozialdemokratie an einem Neubeginn zu arbeiten. Mit der "Verfassungsgebenden Versammlung" wurde dann auch noch recht produktiv an einem Grundgesetz für das Land mitgewirkt, ansonsten war es später die "Union", die sich von ihren "Ahlener Glaubenssätzen" sukzessive verabschiedet hat.
Der SPD heute anzuraten, eine "Proletariats-Partei" sein zu wollen, das passt eher nicht in die Zeit, es ist der Rat eines Menschen, der nach Dödeln Ausschau hält.
Zitat von Bin Online im Beitrag #22Mit den kleinen Leuten ist die SPD aber groß geworden und die fühlen sich heute angehängt.
Abgehängt, es müsste dann heißen "abgehängt".
Aber wie auch immer, es gab die "Rechten" auch immer in den Bevölkerungskreisen, die man die "Unterschicht" nennt. Wer sich abgehängt fühlt, der sollte nicht die Schuld dafür bei einer politischen Partei suchen.
Die SPD hat seine Anhänger in allen Schichten der Bevölkerung und man machte dort "Braunies" noch niemals ein Angebot. Wer diese Partei unterstützt, sie wählt und schätzt, der kann alles Mögliche sein aber nie ein "Rechter". Dass das auch immer so bleibt, davon gehe ich aus.
1.) die Sozialdemokraten in Deutschland sind niicht mit der partie sozualist in Frankreich zu vergleiche, da ein ganz andere Geschichte Die Sozialdemokraten frankreichs sind eine Abspaltung aus der KPF , mit vielen Nuancen, die warscheinlich noch nicht einmal Spezialisten erfassen. ergo: dirkitierien wir hier üvber Sozialdemokraten, dann bitte nicht über Sozialdemokraten in Europa.
2.die Afd, die Feinde der Demokratie . als Altgernative zur SPD hinzustellen, ist schon hanebüchen, bestätigtt aber meinen Eindruck vom Einsteller.
Vom Standpunkt Historie betrachtet hast du sicher Recht. Die Historie in
Zitat von Geraldo im Beitrag #13 Ich werde mir mal überlegen wie man einen Thread eröffnen könnte mit dem Hinweis "Sozialdemokratie in Deutschland und was bedeutet es im Hinblick auf Europa"
Mir fällt da momentan der Ansatz aber mich stört immer in Deutschen Foren dieses links bis rechts denken ohne Gechichtliche Hintergründe auf sämtliche EU-Länder umzumünzen.
Wenn du eine Idee hast so ein Thema vernünftig aufzusetzen dann mach es.
MfG Geraldo
Hallo Geraldo, ich kann gut verstehen, dass du dich erstmal mit einer Historie und Traditionslinie der Sozialdemokratie beschäftigen willst. Sicher auch vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen der SPD? Andererseits muss ich immer mehr Aspekte in einem größeren, europaweiten Kontext diskutieren. Ein Beispiel ist hierfür z.B. das Schröder-Blair Papier in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre. Begleitet durch die Eindrücke von Ulrich Beck's „Risikogesellschaft“ und die Soziologie Anthony Giddens. Das hat die SPD verändert, letztlich für breitere Schichten der liberalen Mitte geöffnet und für die Bildungsaufsteiger der 1970er Jahre attraktiv gehalten. Dies siehst du z.B. auch an Begrifflichkeiten der politischen Situation. Wurde in den 1980er Jahren kritisch über soziale Ungleichheit in der „Zwei-Drittel-Gesellschaft“ gesprochen, hat sich dieser Begriff in den 1990er Jahren gewandelt und ab den Millenium ist nur noch über „Chancengleichheit“ gesprochen worden. Das hat natürlich etwas mit der SPD gemacht: Unter Schröder und auch danach ist es v.a. den konservativen Seeheimern gelungen, die Diskussionslinien in der SPD zu prägen. Insbesondere unter Schröder in Abstimmung mit Blair und der britischen Labour-Party sowie in Abstimmung mit Frankreichs damaligen konservativen Staatspräsidenten Jaques Chirac. Diese enge Verpflechtung mit der britischen Labour-Party und die geringe Abstimmung mit Frankreichs Sozialisten betreffen historisch betrachtet bereits die Sozialdemokratie aus drei verschiedenen Westeuropäischen Ländern. Insofern ist ein Teil der Historie bereits europäisch. Auch das Miteinander oder fehlende Abstimmung sozialdemokratischer Parteien – mit ihren jeweiligen historischen Entwicklungslinien! - haben letztlich eine Bedeutung.
Eröffne aber gerne eine Diskussion im anderen Forum. Ich denke, dass diese Diskussion noch andere Aspekte erbringen und in den Fokus stellen wird.
Die SPD (so mein Eidruck) schießt sich laufend ins Knie, was Gabriel und Schulz betrifft. Die SPÖ ist bemüht, sich die ÖVP warm zu halten und liebäugelt gleichzeitig mit der FPÖ, die Sozialisten in Italien und Frankreich wurden und werden abgewatscht, nur die Griechen und Portugiesen halten sich über Wasser.
Zitat von jenzi im Beitrag #15Eine gute Idee für ein Forum , das sich mit der deutschen Sozialdemokratie beschäfftigt, mit ihren Erfolgen, aber auch mit ihren Fehlern. Folgende Fehler fallen mir sprontan ein 1.) Niederschlagen der sozialdemokratischen Revolution 1918/1919 durch die SPD " Wer hat uns verraten ? Sozialdemokraten ! 2.) Verweigerung der Koaliition mit der KPD gegen Hitler , die um jeden Preis hätte gemacht werden müssen. 3.) Godesberger Programm, sog. Hinwendung zur Volkspartei. Die SPD war immer eine Arbeiterpartei mit proletatischem Anspruch , sie war immer eine Volkspartei ., wie die Wahlkäpfe mit Brandt und Schmidt immer gezeigt haben. Der "Rote Jochen" in Schleswig Holstein hat mobilisiert.
Die SPD wäre gut beraten, sich auf diese klassenkämpferische Attitüde zu besinnen .
Es freut mich, dass eine angeregte Diskussion zum Thema Sozialdemokratie in Europa zusammen kommen ist. Gerne können jenzi oder Geraldo auch einen Thread speziell für die deutsche Sozialdemokratie aufmachen. Werner Thunert hat m.E. zurecht auf Anpassungs- und Modernisierungsfähigkeit der SPD hingewiesen, die sie in ihrer 150 – jährigen Geschichte oftmals gestärkt aus Krisen wieder herausgeführt hat. Vielleicht ist es auch für heute interessant aus der Historie nachzuvollziehen, wie der Sozialdemokratie immer wieder ihre eigene Modernisierung gelingen konnte?
Auf einige andere Aspekte aus einzelnen Beiträgen möchte ich gerne daneben noch eingehen:
Zitat von Werner Thunert im Beitrag #14Zunächst ein Blick zurück, beginnend bei der Brandt/Scheel-Ära, dort hat sich das Liberale, sehr harmonisch zur Sozialdemokratie gesellt, in weniger als 5 Jahren das Bruttosozialprodukt nahezu verdoppelt. Spätestens nach der Ära-Schröder, stellt sich das "Sozialliberale" bereits als integrierter Bestand innerhalb der SPD dar. Damit war den Kritikern dieser Partei eine Wunde aufgezeigt, die sie gerne quälen um der politischen Konkurrenz einen Vorteil zu verschaffen. Dass die SPD mit einem "sozialliberalen Habitus" allerdings einmal mehr ihre Anpassungsfähigkeit an "moderne Zeiten" aufgezeigt hat, das macht sie nicht zur Partei ohne Rückgrat, eher schon zu einer die die Themen ihrer Zeit aufzunehmen bereit ist und dafür auch die Auseinandersetzung mit der Tradition nicht scheut.
Werner beschreibt die 1970er die durchaus von Vielen als das goldene Jahrzehnt gesehen werden. Gesellschaftliche Aufbruchstimmung, mehr Aufstiegsmöglichkeiten, Willy Brandts Idee „Mehr Demokratie zu wagen“. Nicht zu unrecht wird Willy Brandt als der Visionär unter den Bundeskanzlern portraitiert. Und bei allen realpolitischen Tagesfragen stellt sich doch auch diese Frage: Bräuchten wir nicht wieder einen Visionär statt eine ruhige Verwalterin? Zur sozialliberalen Tradition: Ein Lindtner aber ist nicht mit einem Scheel zu vergleichen, oder mit liberalen Größen der Soziologie und Denkern wie Ralf Dahrendorf. Auch diese Frage ist interessant: Was wäre von Liberaler Seite notwendig, um eine sozialliberale Tradition wieder aufleben lassen zu können?
In diesem Kontext direkt auch zu Bin Online's Feststellung zur Stärke der franzöischen Sozialdemokratie (bei den Präsidentschaftswahlen?):
Zitat von Bin Online im Beitrag #17Frankreichs Sozialdemokratie erreichte nicht einmal 20% Sind da immer nur die Anderen oder die Wähler schuld oder könnte es auch an den Sozialdemokraten selber liegen?
Welche Faktoren würdest du den ausmachen, Bin Online? Aus Werner Thunerts Beitrag #14 wird deutlich, wie wichtig insgesamt die tragende Rolle der europäischen Sozialdemokratie als Garant eines geeinten Europas ist.
Und noch ein von Werner Thunert eingebrachter Aspekt:
Zitat von Werner Thunert im Beitrag #19Als die SPD vor mehr als 150 Jahren gegründet wurde, da waren "Freiheit und Demokratie" auf den Fahnen gestanden. Ein Mensch, eine Stimme, so sollte Demokratie sein und die politische Konkurrenz tat alles um das zu verhindern. Dass SPD und KPD nicht miteinander konnten, das war diesem Verständnis von Demokratie geschuldet. Nicht Revolution sondern Reformen waren Programm.
Immer wenn wieder ein Krieg das Land verwüstet hatte, dann besann man sich auf die SPD und das Ahlener Programm der CDU z.B. war doch genau das Vehikel der Konservativen, um im Sinne der Sozialdemokratie an einem Neubeginn zu arbeiten. Mit der "Verfassungsgebenden Versammlung" wurde dann auch noch recht produktiv an einem Grundgesetz für das Land mitgewirkt, ansonsten war es später die "Union", die sich von ihren "Ahlener Glaubenssätzen" sukzessive verabschiedet hat.
Die Entwicklung letztlich beider Volksparteien vollzog sich laufend in den 1950er Jahren, in denen sie anderen politischen Interessengruppen die Möglichkeit zur Integration unter ihren Dächern gaben. Im „Zweieinhalb-Parteiensystem“ der 1960er und 1970er war daneben nur die kleine, liberale FDP, die ab Mitte der 1960er nicht mehr mit der konservativen Union konnte (ging glaube ich um Haushaltsfragen???). In einem Gesellschaftskontext der Zeit, konnte letztlich nur eine sozialliberale Koalition die Antwort auf die drängenden gesellschaftlichen Fragen – auch der Jugend! - geben. Aber du hast Recht, die SPD muss sich natürlich auch der Zukunft und der mit ihr im Zusammenhang stehenden drängenden Fragen widmen.
Letztlich noch eine Frage: Wenn die Sozialliberale Koalition oftmals als Alternative zum Großen Stillstand benannt wird - wenn auch mit den heutigen Liberalen nur schwer denkbar -, ist im Gegenzug die seit Ende der 1990er diskutierte rot-rot-grüne Koalition eine reale Alternative?