Er wird als einer der großen Politiker in die Geschichte eingehen. Mir war er eigentlich nie besonders sympathisch, seine Rede in Dresden und wie er die Wiedervereinigung managte, war schon à la bonne heure!
Eine meiner FB-Bekannten traf Helmut Kohl ein paar mal beruflich. Ich fragte sie, wie er denn so war.
Ihre Antwort:
Er konnte unausstehlich und unglaublich warmherzig sein. Er gehörte zu den Menschen, die einem das Gefühl geben konnten, in diesem Moment der wichtigste Mensch auf Erden zu sein. Kohl konnte sich auch bei kurzen Begegnungen komplett auf einen Menschen einlassen. Er liebte die Natur. Ich werde nie vergessen, wie verzückt er im 1994er Wahlkampf war, als ich ein Bündel Ähren, mit dem er vor einigen Korrespondenten wedelte, richtig bestimmen konnte. "Wunderbar, so ein junger Mensch weiß das, Ihr kennt das Zeug nur, wenn es gekocht auf dem Teller liegt, schämt Euch!" Und dann nahm er mich an die Hand und ließ mich das nächste erraten...
Einer russische Studentin, die sich beim Bundespresseball fragte, warum der Kanzler zwischen all den Menschen säße, erklärte ich, dass er ja auch gewählter Volksvertreter sei und jeder ihn ansprechen könne. Da musste ich auch den Beweis antreten.
Ich tippte dem Bundeskanzler, der umringt war von wichtigen Leuten, auf die Schulter, und sagte, dass eine russischen Studentin ihn etwas fragen wollte. Er ließ sofort von allen anderen ab, reichte ihr die Hand und sagte: "Ich bin der Helmut Kohl und wer sind Sie?" Die Ärmste bekam Schnappatmung und brachte keinen Ton heraus. Daraufhin interviewte er sie, erzählte von der Schönheit Russlands und schubste mit seiner anderen Hand jeden weg, der störte. Das sind nur ein paar Erinnerungen, die ich nie vergessen werde.
Erbärmlich, was sich diese linksgrüne Taz da wieder erlaubt hat.
Als fast 35 Jahre Mitglied in der SPD (LANGE her) habe ich Kohl bekämpft. Seine unbestreitbaren Verdienste sind ihm nicht zu nehmen, auch nicht durch widerliche Geschmacklosigkeiten.
Für manches aus der Lückenpresselandschaft kann man sich nur schämen!
Zitat von conscience im Beitrag #6Der Kanzler der Einheit ist von uns gegangen - 87 Jahre, einige bewegte politische Karriere.
Über Tote nichts außer Gutes.
Schön, dass Du Dich so äußerst! Dein letzter Satz ist aber diskussionswürdig. Bei kleinen bis mittleren Sündern bin ich d'accord aber bei Verbrechern, egal ob Kinderschänder oder Diktator, sehe ich es anders.
Zitat von Bin Online im Beitrag #8Schön, dass Du Dich so äußerst! Dein letzter Satz ist aber diskussionswürdig. Bei kleinen bis mittleren Sündern bin ich d'accord aber bei Verbrechern, egal ob Kinderschänder oder Diktator, sehe ich es anders.
Sie stellen mit "Kinderschänder oder Diktator" wieder Extreme in den Mittelpunkt, der diesen nicht zustehen sollte, da das eigentlich Sonderfälle sind: "Kinderschänder oder Diktatoren" hätte man im Mittelalter auch nicht auf dem Friedhof begraben, sondern iregendwo auf einem Feld vor der Stadt namenlos verscharrt.
Zitat von Bin Online im Beitrag #10Sind die genanten Beispiele wirklich so extrem? Gaddafi und Co sind ja keine Raritäten.
Meiner Meinung nach mit Ausnahmen schon.
Und wie wir am Beispiel Gaddadi, Saddam Hussein und anderen sehen, haben die kein ehrenvolles Begräbnis bekommen und damit sind wird wieder bei den Sonderfällen und Ausnahmen.
Lenin hatte ein überaus ehrenvolles Begräbnis im Rahmen seines Staates erhalten und liegt immer noch an der Kremlmauer. Aber das ist nur möglich, weil Lenin unter Duldung der Herrschenden nachwirkt. Mussolini hat man mit den Füßen Kopf nach unten aufgehangen und seine Reste in der Familiengruft normal bestattet. Franco, Diktaor von Spanien, hat man ein Mausoleum errichtet. Das ging aber nur, weil sein Regime an der Macht war.
Allerdings werden heute Lenin, Mussolini und Franco fast nur noch von ihren Anhängern positiv bewertet.
Für mich sind diese Diktatoren daher Ausnahmen (Raritäten).
Eine positive Erinnerung besteht nur solange weiter wie die Grundlage der Wirkmächtigkeit ihrer Ideologie vorhanden ist und ihrere Regime weiterbestehen bzw. unter Duldung der nachfolgenden Herrscher.
Über Tote nichts außer Gutes (solange es sich nicht um Menschenschinder handelt).
Davon abgesehen finde ich auch den Hype, selbst in Anbetracht seines Todes für total überzogen und den Titel der TAZ für sehr realitätsbezogen und ehrlich. Der Mann war korrupt bis ins Mark und ein Meineidiger wenn man sich seine Rolle bei der sogenannten "U-Bootaffäre anschaut. Auch das er bis zu seinem Tod sein angebliches "Ehrenwort" über das Gesetz stellte, was die Nennung der Parteispender angeht, zeigt ihn in einem Licht mit großer krimineller Energie. Ich finde nicht, das man über Tote nur Gutes sagen soll, warum auch? Ich persönlich halte das eher für verlogen und scheinheilig. Wenn man der These folgt, das die Besten jung sterben, wird man dem alten Mann m. E. sehr gerecht...
Immer wenn ich so harte Beurteilungen lese, hoffe ich, dass man mit mir nicht mal so streng umgeht. Deine Meinung sei Dir natürlich unbenommen aber ich sehe es anders.
Die Historiker künftiger Generationen werden an Kohls Politik einen Maßstab anlegen. Wie die Reaktionen zeigen färbt sein politisches Wirken noch heutige Politik.